Chronik

Als nach der Ära Napoleons versprengte französische Regimenter die Gegend unsicher machten, gründete der Gastwirt Franz Berger 1822 in Sierning ein Schützenkorps. Doch das Hauptmotiv war wohl eher ein festliches Paradekorps, den 41 Mitgliedern gehörten noch zusätzlich 7 Musiker an – die erste Erwähnung der Sierninger Korpskapelle. Zum ersten Hauptmann wurde der Amtsrichter Wilhelm Rubsam gewählt, er behielt diese Funktion bis 1847.

Während der bürgerlichen Revolution von 1848 dürfte sich das Bürgerkorps loyal verhalten haben, was ihm nicht nur die Bezeichnung „k.k. privilegiertes Schützenkorps mit Gardemusik“ zusichterte, sondern auch das Privileg, den kaiserlichen Doppeladler auf der Fahne zu führen.

Ein besonders freundschaftliches Verhältnis entwickelte sich zur benachbarten Bürgergarde von Steyr, die 1861 einen festlichen Umzug veranstaltete. In Sierninghofen und Sierning wurden dazu die Häuser reichlich mit Fahnen, Teppichen, Blumenkränzen und anderen Zeichen des Willkommens geschmückt, für Musik sorgten die beiden Kapellen.

1862 erwiderten die Sierninger den Besuch anlässlich der Fahnenweihe des Bürgerkorps Steyr und 1872 feierte man gemeinsam das 50-Jahr-Jubiläum der Sierninger Garde. Die Musik war im Laufe der Jahre angewachsen und zählte 1889 bereits 24 Mann, hinzu kamen 84 Gardisten. Ehrenmitglied dieser Formation war u.a. Josef Werndl.

Kapellmeister Anton Wagner, der in den 1890ern die musikalische Leitung über hatte, betätigte sich auch als Komponist. Er schrieb unter anderem die Stücke „Liebe an Sierning“, den „Sierninger Marsch“, „Polka francaise“ und den „Doppler Jubiläumsmarsch“, von denen die Noten leider verschollen sind. Anton Wagner legte großen Wert auf die Jungmusikerausbildung und hatte dabei auch großen Erfolg.

Aus Anlass des 50jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph fasste das Schützenkorps im Jahre 1898 den Beschluss seiner Neuuniformierung. Die Bürgergarde trat nun in lichtblauen Waffenröcken mit kaisergrünen Aufschlägen und lichtblauen Hosen auf, damit erhielten Offiziere, Mannschaft und Gardemusikkapelle erstmals einheitliche Uniformen.

Am 18. August 1912, zum Geburtstag von Kaiser Franz Joseph I., feierte das k.k. privilegierte Schützenkorps Sierning sein 90jähriges Gründungsfest. Zu diesem Zeitpunkt war das Schützenkorps, einschließlich 30 Musikern, an die 100 Mann stark.

1914: In den Jahren des ersten Weltkrieges spielte die Schützenkorpskapelle, so lange sie wegen Einrückung der Musiker noch spielfähig war, jedes Mal am Bahnhof Sierning zum Abschied der an die Front abgehenden Soldaten. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie im Jahre 1918 löste sich die Bürgergarde auf, während die Gardekapelle im Feldgrau der alten k.k. Armee adjustiert weiter bestand. Die politischen Gegensätze der jungen Republik ließen es ratsam erscheinen, zunächst auf eine Wiedererrichtung zu verzichten.

Im November 1919 wurde der Musikverein Sierning gegründet. Die Leitung der Musikkapelle, die sich, vermutlich aufgrund von Uniformmangel, im Feldgrau der alten k.k. Armee präsentierte, übernahm Kapellmeister Josef Kaltenbach und Stabführer Ehgartner. Der Kapellmeister erfreute sich großer Beliebtheit, was schon die Tatsache beweist, dass in relativ kurzer Zeit die Anzahl der Musiker auf weit über 30 Mann anstieg. Kaltenbach leitete die Kapelle bis 1930.

In den 20er-Jahren flammte die musikalische Tätigkeit in Sierning groß auf. Das ist nicht nur auf die Tätigkeiten des Musikvereins Sierning zurückzuführen, sondern auch auf die Musikkapelle der freiwilligen Feuerwehr Sierninghofen-Neuzeug-Letten und die Musikgruppe der „Trudringer“.

Mitte der fünfziger Jahre befand sich der MV in einer sehr schwierigen Lage. Nach dem Abgang von Franz Mühlöcker fand sich kein Nachfolger. Am Tage der Blasmusik 1957 übernahm Martin Töper, bisher als Tubabläser tätig, die musikalische Leitung. Im Juni 1965 gab es in Sierning ein großes Musikfest. 39 Kapellen mit ca. 1200 Musikern beteiligten sich daran. Bei der im Jahre 1979 notwendig gewordenen Neu-Uniformierung griff man auf die traditionelle Korpsuniform zurück, allerdings mit einigen Abweichungen.

Obmänner

1822 – 1847 Wilhelm Rubsam; Gründung des Schützenkorps, dem auch 7 Musiker angehörten
1847 – 1852 Johann Wenzl
1852 – 1855 Johann Wenz
1855 – 1860 Josef Pfusterschmidt
1860 – 1866 Friedrich Arras
1866 – 1891 Franz Doppler (1889 bereits 24 Musiker)

1926 – 1936 Franz Gumpenberger
1936 – 1938 Hans Lederhilger
1939 – 1946 Hr. Latzelsberger;
Zusammenschluss des MV Sierning und der FF-Musik Letten/Neuzeug
1946 – 1956 Friedrich Bernauer; Neugründung des MV Sierning nach dem 2. WK
1956 – 1965 Franz Mayrhofer
1965 – 1970 Johann Mayr
1970 – 1971 Josef Molterer
1972 – 1974 Georg Mitterbauer
1975 – 1982 Ignaz Mayr
1982 – 1983 Franz Steinmayr
1983 – 1989 Franz Massak
1990 – 2008 Walter Jungert
2008 – 2017 OSR Franz Riederer
2017 –           Michael Garstenauer